Service Rallye Dakar

22. Dezember 2005

MAN L 90 Race-TruckEine Rallye Dakar ohne Service, Mechaniker und Ersatzteile ist nicht möglich. Nicht umsonst ist die Rallye Dakar als härteste Wüstenrallye der Welt bekannt. Volkswagen schickt bei der Rallye Dakar zwei zweiachsige MAN L90 Race-Trucks mit den Besatzungen Klaus Leihener/Thomas Baumann/Thorsten Goldberg und Josep Pujol/Lucas Cruz Senra/François Verbist in der LKW-Klasse an den Start. Im Gegensatz zu den reinen Renn-Prototypen mit Motorleistungen von 700 bis 1200 PS sind die von Volkswagen eingesetzten 500 PS starken LKW speziell vorbereitete Serienfahrzeuge, die mit Überrollkäfig, Rallyefahrwerk, Schalensitzen und einer Reifendruckregelanlage für den Wüsten-Einsatz modifiziert wurden. Die Aufgabe der Besatzungen der zwei MAN-Race-Trucks: Sie müssen schnellstmöglich zur Stelle sein, falls einer der fünf Volkswagen Race Touareg 2 auf 9.043 Kilometer langen Weg nach Dakar Hilfe benötigt. „Die Bedeutung unserer beiden Race-Trucks wird oft unterschätzt. Sie sind während der Etappen die Rückversicherung unserer Race Touareg“, bekräftigt Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen.

Race Truck Dünen „Unsere Aufgabe ist, mit unserem voll beladenen Fahrzeug so schnell wie möglich die Etappe zu bewältigen, dabei aber keine Risiken einzugehen“, erklärt der 41 Jahre alte Klaus Leihener, in den Neunzigerjahren Vize-Europameister im Truck-Trial. Seit drei Jahren zählt er im Team von Volkswagen zu den schnellen Helfern. „Zwar spielt für uns die Platzierung in der Truck-Klasse keine Rolle. Dennoch ist die Fahrzeit wichtig, denn sie bestimmt die Startposition für die nächste Etappe, vor allem vor dem Hintergrund, dass die 80 eingeschriebenen Trucks in Afrika gemischt mit den 188 Startern aus der Auto-Klasse starten.“ Und je früher sich der Race-Truck auf den Weg machen kann, desto schneller kann er einem Race Touareg zur Hilfe eilen.

Neu bei der Dakar 2006 ist das allgemeine Tempolimit von 150 km/h für Motorräder und Trucks. Das macht es den Service-Teams nicht leichter und bedeutet noch mehr Nachtarbeit. Mit Ausnahme des Motorblocks und des Rahmens dürfen alle Teile, die nicht repariert werden können, getauscht werden.

Zehn bis elf Tonnen wiegt ein Race-Truck, davon fast eineinhalb Tonnen an Ersatzteilen. Von Getriebe über Differenziale, Achsteile, Antriebswellen, Motorteile, Elektronik und Ersatzrädern hat jeder der beiden „blauen Engel“ alle wichtigen Komponenten an Bord. „Lediglich Karosserieteile schleppen wir nicht mit, in diesem Fall muss viel blaues Klebeband notdürftig helfen, bis im Biwak am Abend Teile getauscht werden“, erklärt Mechaniker Thorsten Goldberg. Da es keinen Service für den Race-Truck gibt, muss sich die LKW-Besatzung zudem im Notfall selbst helfen. „Etwa zehn Prozent der Ersatzteile sind für den Race-Truck selbst“, erklärt Klaus Leihener.

Eine besondere Herausforderung für die Race-Trucks ist noch einmal die Marathonetappe. Hier ist kein externer Service zugelassen. Es dürfen sich nach den 368 km Etappe am Abend des 12. Januar 2006 im Biwak in Guinea nur die Rennteams untereinander helfen. Klaus Leihener: „Wir müssen uns an diesem Abend um alle fünf Rallyefahrzeuge kümmern und nachher unsere Trucks für den nächsten Tag fit machen“, erklärt er. „Zeit zum Schlafen bleibt da kaum.“

Da das Reglement der Rallye Dakar den Gebrauch von Mobiltelefonen im Wettbewerb verbietet, weiß die Truck-Besatzung nicht, ob ein Rallyeauto auf der Etappe Hilfe benötigt und wo es sich befindet. „Während der Fahrt halten wir zu dritt Ausschau“, erklärt Klaus Leihener. „Vor allem in den Dünen, wo verschiedene Spuren gefahren werden, ist es nicht leicht, ein parkendes Fahrzeug zu entdecken. Die Fahrer sind jedoch kreativ, wenn es darum geht, auf sich aufmerksam zu machen. Robby Gordon und Dirk von Zitzewitz beispielsweise stellten nach ihrem Überschlag bei der „Dakar“ 2005 ihre Motorhaube aufrecht auf die nächste hohe Düne. Für uns war damit weithin sichtbar, dass irgendwas nicht stimmt.“ Ist das Rallyeauto gefunden, muss blitzschnell über das weitere Vorgehen entschieden werden. „Wir wägen ab, was am meisten Sinn macht, Teile tauschen, defekte Komponenten reparieren oder das Auto ins Biwak schleppen“, erklärt Leihener. „Wir sind für den Ernstfall gerüstet, hoffen aber, dass wir möglichst nicht gebraucht werden.“

Quelle: Volkswagen-Motorsport

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