Rally Dakar 2017

1. Januar 2017

Karlshof, 01. Januar 2017. Für unsereins klingt Navigation beim härtesten Wüstenabenteuer der Welt, der Rallye Dakar, eher nach Dörfern in Böhmen als nach Wegfindung in Südamerika. WPM? WPC? Das eine ersetzt weitestgehend das andere, sagt der Veranstalter A.S.O. (Amaury Sport Organisation). Was diese kryptischen Codes im Beifahrer-Alltag bedeuten, erklärt Dirk von Zitzewitz, der deutsche Beifahrer an der Seite von Giniel de Villiers (Südafrika). Gemeinsam starten sie mit einem von Toyota Gazoo Racing Südafrika eingesetzten Hilux-Pickup als Geheimfavoriten durch Paraguay, Bolivien und Argentinien. Drei Fragen. Drei Antworten.

Wenn man im Alltag ins Auto steigt, schaltet man fast routine-mäßig die Routenfindung im Navigationssystem ein und wird prima und sicher zum nächsten Ort kommandiert. Auch im „Dakar“-Auto gibt es GPS-Systeme, sogar deren zwei. Was genau ist da der Unterschied?
Dirk von Zitzewitz: „Ganz einfach: Dort, wo die Routenführung eines normalen Navigationsgeräts spätestens endet, fängt der Spaß bei der Rallye Dakar erst an. Das einzige, was ein normales Navigationsgerät zu leisten imstande ist, ist eventuell den Weg vom Biwak zur Wertungsprüfung zu finden – denn das ist der Teil, der auf öffentlichen Straßen und Wegen ausgetragen werden. Für uns Beifahrer sind solche Hilfsmittel bei der ‚Dakar‘ strikt verboten. Zwar haben wir zwei GPS-Systeme an Bord – das eine ist die Rückfallebene für das andere –, allerdings dienen diese eher als Kontrollmittel für die Veranstalter. Hier kann man zumeist lediglich die Kompass-Richtung ablesen. Die Geräte registrieren, ob wir alle obligatorischen Wegpunkte angesteuert haben. Wenn nicht, hagelt es Sportstrafen und man hat mit dem Sieg nichts mehr zu tun. Das einzige Hilfsmittel, auf das wir uns also beim Navigieren verlassen können, ist das sogenannte Roadbook – eine Wegbeschreibung mit Skizzen und Entfernungen, die wir abends zuvor erst im Biwak erhalten.“

 

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Die Navigation wird bei der „Dakar“ 2017 anspruchsvoller. Der Veranstalter ersetzt den Typus der WPM-Wegpunkte weitestgehend mit WPC-Varianten. Was bedeutet das konkret?
Dirk von Zitzewitz: „Auf den ersten Blick ähneln sich diese Wegpunkte, in der Konsequenz sind sie allerdings grundlegend verschieden. Die Richtung zu einem ‚Way Point Masked‘ – WPM – wird innerhalb eines Radius’ von 800 Metern auf dem GPS angezeigt – bis man sich auf einen Radius von 200 Metern nähert, dann schaltet sich das GPS wieder ab. Einen ‚Way Point Controlled‘ muss man auf 350 Meter nahe kommen, bevor das GPS reagiert, und dann registriert es lediglich, dass man den Radius erreicht hat. Mehr nicht. Es sind also wahre ‚Kontrollpunkt‘ und keine Navigationspunkte. Um vom korrekten Punkt im Roadbook weiter zu navigieren, ist ein WPC also keine echte Hilfe. Es wird schwer zu kontrollieren sein, ob man einen solchen Punkt tatsächlich erreicht hat oder nicht.“

Wo werden sich Deiner Meinung nach anno 2017 die größten Dramen abspielen, sei es bei der Navigation, technisch oder in Sachen Fahrfehler?
Dirk von Zitzewitz: „Vor allem auf der fünften, sechsten und siebten Etappe in Bolivien sowie die neunten in Argentinien rechne ich mit einer sehr komplizierten Navigation in Verbindung mit extrem anspruchsvoller Streckenführung. Der Anspruch ist auf diesen Etappen also für Fahrer und Beifahrer hoch. Und es wird auf ein perfektes Zusammenspiel und echtes Teamwork ankommen.“

Heute

Zeremonieller Start, Asunción, Paraguay
In der Hauptstadt Paraguays, gleichzeitig die mit rund einer halben Million Einwohner die größte des Landes, werden am Neujahrstag nicht nur die technische und Dokumenten-Abnahme abgeschlossen, am Abend rollen die Fahrzeuge – neben denen der Automobil- auch die der Motorrad-, Quad-, und Lkw-Kategorie – zudem über die Startrampe. Beim zeremoniellen Beginn der Rallye Dakar 2017, der Paraguay-Premiere werden tausende begeisterte Zuschauer erwartet.

Morgen

Etappe 01, Asunción–Resistencia, Paraguay – Prüfung: 39 km; Tagesdistanz: 454 km
Auf dem Papier sind 39 Kilometer gegen die Uhr für „Dakar“-Verhältnisse nicht sonderlich furchterregend. Dennoch haben es Auftakttage beim Wüstenklassiker in sich. In diesem speziellen Fall, der ersten Prüfung auf dem Boden Paraguays, erwartet die Teilnehmer zu Beginn ein Trial-artiges Gelände. Hier Zeit liegen zu lassen, könnte für die kommenden Tage schwerwiegende Folgen haben: Die Startreihenfolge – stets nach dem Klassement des Vortages bestimmt – ist mitentscheidend für die ersten Tage. „Wenn wir eine Rolle im Kampf um den Sieg spielen wollen, müssen wir von Beginn an dranbleiben, im besten Fall in den ersten Tagen unter den Top Drei rangieren“, so Dirk von Zitzewitz.

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