Heute konnte ich endlich mal wieder ausführlich mit Dirk in Dakar (und endlich mal wieder mit einem normalen Mobiltelefon) telefonieren.
Hier die Zusammenfassung seiner Aussagen zur Etappe 14 und 15.
14. Etappe von Kayes nach Tambacounda
Bis CP 2 haben sie schon 7 oder 8 Autos überholt und waren nur etwa 1,5 Minuten langsamer als der erste. Dann war freie Fahrt und der Etappensieg war 100% in Sicht. Dann haben sie Jutta und Fabricia getroffen, die wie bekannt ein ernstes Problem mit der Lenkung hatten. Robby und Dirk wussten schon von ihrem Unfall wie man die Lenkung wechselt, deshalb haben sie es in einer auch für die Mechaniker völlig akzeptablen Zeit (ca. 1,5 Stunden) geschafft, ihre Lenkung in das Auto 310 einzubauen.
Verständlich, dass das für Dirk und Robby äusserst ärgerlich war, weil der Etappensieg so nah lag. Aber für das Team war es ein guter Tag und die Hilfe ist selbstverständlich, weil VW ja auch als Team antritt.
Um den Fluss wurde aus Dirks Sicht etwas zu viel Wind gemacht. Durch den Fluss sind sie bei der Dakar 1997 auch schon mal durchgefahren, „da war der Fluss auch nicht tiefer“. 1997 ist Dirk noch mit seiner Enduro dabei gewesen. Falls es zu tief gewesen wäre, hätte sie im Auto noch einen Schnorchel für den Motor gehabt.
15. Etappe von Tambacounda nach Dakar
Heute haben Dirk und Robby in 6 km schon 4 Autos überholt. Dann sind sie im Staub an einem Felsen hängengeblieben, dabei ist die Felge aufgeplatzt und ging nicht von der Bremse runter. Dadurch haben sie ca. 6 Minuten verloren. Die Zeit fehlte dann zum Etappensieg. Dann kam das nächste: sie sind im Staub mit ca. 50 bis 60 km/h gegen einen 25 / 30 cm dicken Baum gefahren, der mit einem Mal auftauchte. Wenn man hinten fährt, kann man im Staub teilweise nichts sehen und dann muss man einfach hoffen, dass die Strasse geradeaus weitergeht – war hier eben nicht so …
Dirk findest es jedenfalls „irre, was das Auto schon mitgemacht hat“. Bis heute sah der Wagen auch noch ganz ordentlich aus, das Service-Team ist echt gut. Und Dirk meint, dass der Job der Mechaniker von der Beanspruchung absolut vergleichbar mit den Teams ist.
Dann noch zu den beiden Juhas, die aufgegeben haben. Sie haben sich in den Dünen überschlagen und dabei den hinteren Teil des Rahmens verbogen. Damit weiterzufahren wäre ein zu grosses Risiko gewesen. Robby und Dirk haben von daher absolut Glück bei ihrem Ãberschlag gehabt.
Update: Ich hab noch was vergessen: In Dakar wurden Dirk und Robby von ca. 20 Robby-Fans mit Transparenten, Bier und Zigarren empfangen … Das war auch eine schoene Ueberraschung.
Offizielles Statement von Robby:
#317 – Robby Gordon (USA), 7. Platz Tages- / 12. Platz Gesamt-Wertung
„Startplatz 63 war aussichtslos – im Staub sah man gar nichts. Nach sechs Kilometern zerstörten wir uns eine Felge an einem Steinblock. Das Rad klemmte beim Wechsel ein wenig, wir verloren etwa vier Minuten. Nach 50 Kilometern streiften wir einen Baum und am Ende fehlten uns 4.55 Minuten zum Etappensieg.“
Drei Fragen an Volkswagen Werkspilot Robby Gordon
Was hat Sie bei Ihrer ersten ‚Dakar‘ am meisten überrascht?
„Dass so unglaublich viel Arbeit in diesem Projekt steckt. Nicht nur während der Rallye, sondern auch in der Vorbereitung haben die Techniker perfekt gearbeitet.“
Führung, Ãberschlag, harte Tage – Sie erlebten Höhen und Tiefen…
„Ich lag anfangs vorn. Doch nach meinem Unfall hatte ich einen Frustphase: Wir haben uns festgefahren und uns selbst, aber auch Jutta ausgegraben. Ich will wieder kommen, denn ich habe sehr viel gelernt. Ich war beispielsweise am vierten Tag zu langsam. Am fünften Tag habe ich zu viel gewollt und mich überschlagen.“
War es für Sie als Rundstreckenpilot schwierig, 16 Tage lang durchzuhalten?
„Anfangs durfte jeder für sich fahren. Ich war stolz, das Tempo der ehemaligen ‚Dakar‘-Sieger mitgehen zu können. Nach meinem Unfall – so etwas ist ja auch Colin McRae und anderen passiert – bin ich für das Team gefahren. Ehrlich gesagt: Wenn es mein eigenes Projekt gewesen wäre, hätte ich nach dem Unfall wohl aufgegeben.“