Zitzewitz reloaded: Start in eine neue Dakar-Ära

13. Dezember 2011
Dirk von Zitzewitz, Dakar-Testfahrten in Namibia

Dirk von Zitzewitz, Dakar-Testfahrten in Namibia

Karlshof/Ostholstein Underdog statt Favorit, Rot und Weiß statt dunklen Blaus, hungriges Privat- statt eines erfolgsverwöhnten Werksteams: Dirk von Zitzewitz startet 2012 in eine neue persönliche Zeitrechnung bei der Rallye Dakar. Der Norddeutsche, der 2009 die härteste Wüstenrallye der Welt als erst dritter Deutscher Beifahrer der Geschichte für sich entschied, wird vom 01. bis 15. Januar 2012 erneut als Co-Pilot seines langjährigen Partners Giniel de Villiers (Stellenbosch/Südafrika) antreten. Für de Villiers/von Zitzewitz ist der Start bei der 33. Auflage, die durch Argentinien, Chile und Peru führt, der Beginn eines neuen Kapitels bei dem legendären Marathon-Rallye-Klassiker. Nachdem das Duo bei den vergangenen drei ebenfalls in Südamerika ausgetragenen Dakars mit Volkswagen zweimal auf dem Podest stand, treten „Ginny“ und „Schnietz“, wie sie sich gegenseitig freundschaftlich nennen, 2012 für Imperial Toyota mit einem Hilux-Prototyp an.

Ehrgeiziges Projekt „made in South Africa“

V8-Power für die legendären weißen Dünen von Fiambalá und die Gluthitze der Atacama-Wüste: Toyota Motorsport Südafrika und der südafrikanische Toyota-Importeur Imperial ließen bei Hallspeed in Rekordzeit von weniger als 100 Tagen einen reinrassigen Dakar-Prototyp entwickeln. Auf Basis des Toyota Hilux entstand ein Pickup-Doppelkabiner mit V8-Motor, der 300 PS leistet. Für die sympathische Mannschaft rund um den Südafrikaner Glyn Hall, die in Sachen Logistik vom etablierten Dakar-Team Overdrive unterstützt wird, markiert die Rallye Dakar 2012 den ersten Einsatz in der Top-Kategorie für Automobile – der sogenannten T1. Neben de Villiers/von Zitzewitz treten Duncan Voss und Rob Howie (beide Johannesburg/Südafrika) mit einem zweiten Hilux-Prototyp beim Dakar-Abenteuer „made in South Africa“ an. Einziger Nicht-Südafrikaner unter den krassen Außenseitern auf Tages- und Gesamtsiege: Navigator Dirk von Zitzewitz.

Erfolgsfaktor sitzt rechts – Bedeutung der Beifahrer höher denn je

Der Faktor Erfahrung ist bei der Rallye Dakar einer der entscheidenden. Bei der härtesten Prüfung im Motorsport hängt der sportliche Ausgang neben ausdauerndem und konkurrenzfähigem Material wie bei keiner zweiten Disziplin von der Leistung von Fahrer und Beifahrer ab. Dabei wird der Einfluss der Navigatoren häufig unterschätzt: Während ein Fahrfehler Sekunden kostet, gehen bei einem Navigationsirrtum viele wertvolle Minuten sprichwörtlich ins Land. Die Fahrer können auf den Wertungsprüfungen auf ihre unmittelbare Wahrnehmung vertrauen, die Co-Piloten sind dagegen auf die Deutung von abstrahierten Zeichnungen im – nicht immer exakten – sogenannten Roadbook angewiesen. Das Roadbook stellt eine inhaltlich komprimierte Wegbeschreibung anhand von Skizzen, Schlagworten und Kilometerabständen dar. Blitzschnelle Entscheidungen im Renntempo erfordern deshalb einen großen Erfahrungsschatz. Kaum verwunderlich deshalb: In der Geschichte der Rallye Dakar trugen sich mehr unterschiedliche Fahrer in die Siegerliste ein als Beifahrer. Bei der Ausgabe 2012 wird die Bedeutung der Navigatoren weiter steigen: Neben einem größeren Anteil an Sand erwartet die Teams ein Mehr an Offroad-Navigation abseits von Wegen und Pfaden.

Das Zitat

„Am ersten Januar beginnt für mich nicht nur ein neues Jahr mit guten Vorsätzen. Es beginnt gleichzeitig auch ein neues sportliches Leben bei der Rallye Dakar. Die neue Aufgabe ist mehr als nur interessant und herausfordernd: Die Aufbruchsstimmung und der absolute Wille, etwas Überraschendes zu leisten, ist bei Imperial Toyota geradezu greifbar. Jeder im Team gibt sein Maximum, um dieses ambitionierte Projekt zum Erfolg zu führen. Doch bei allem Potenzial für die Zukunft: Im Hier und Jetzt sind wir die absoluten Außenseiter und werden bei der Dakar Tag für Tag dazulernen. Unsere Testfahrten in Namibia und rund um Johannesburg haben jetzt schon Lust auf mehr gemacht. Und keine Frage: Giniel und ich werden all unsere Erfahrung einbringen, um Achtungserfolge zu feiern.“ (Dirk von Zitzewitz zur neuen Dakar-Aufgabe bei Imperial Toyota)

Hintergrund: erbarmungslos Dakar – Sandmassen, Gluthitze und Neuland

Sand vom ersten bis zum letzten Tag – die Rallye Dakar war in ihrer Geschichte stets für Überraschungen gut. Auch im Jahr 2012 folgt sie ihrem ehernen Grundsatz: Die nächste ist immer die härteste Dakar. Erstmals seit ihrem Umzug von Afrika nach Südamerika ist Buenos Aires nicht Austragungsort der Start- und Ziel-Zeremonie. Wenn am Silverstertag die Teilnehmer in Mar del Plata/Argentinien über die Startrampe rollen und am Neujahrstag die erste Etappe in Angriff nehmen, erwartet sie bereits das zentrale Thema des Wüstenklassikers, Version 2012: Sand und Dünen. Auf ihrem Weg durch die zerklüfteten Pisten der Sierras Pampeanas, über die schwindelerregend hohen Anden mit dem 4.726 hohen San-Francisco-Pass und die erbarmungslose Gluthitze der Atacama-Wüste mit nicht enden wollenden Dünen- und Geröllfeldern bleibt sich die Dakar in Sachen Anspruch treu. Zwischen dem Start und dem Ziel am 15. Januar in Lima/Peru liegen 8.377 Kilometer, davon 4.161 als Wertungsprüfungen. Mit Argentinien, Chile und Peru durchquert die Dakar drei Länder.

Hintergrund: geboren auf dem Beifahrersitz – Dirk von Zitzewitz

Er ist nicht nur sprichwörtlich als Navigator geboren. Dirk von Zitzewitz erblickte das Licht der Welt an dem Ort, der ihm seit Jahren ein sportliches Zuhause ist: auf dem Beifahrersitz. Der aus Ostholstein stammende Co-Pilot gilt als einer der Besten seines Fachs. 2009 gewann er als Beifahrer gemeinsam mit Giniel de Villiers die erste jemals in Südamerika ausgetragene Dakar. Neuland? Für Dirk von Zitzewitz abseits befestigter Straßen der ideale Ort, sein instinktives Gespür zu zeigen, stets den richtigen Weg zu finden. Der Erfolg und sein Renommee in der Szene sind keineswegs Zufall: Schon als Teenager spielte Zitzewitz mit einem Kumpel und einem klapprigen alten Moped „Dakar“. Damals war das Event jung und international unbedeutend, zog den Offroad-begeisterten Norddeutschen jedoch bereits magisch an. Dirk von Zitzewitz gewann 15 Mal den Titel des Deutschen Enduro-Meisters, ehe er dreimal die Dakar auf dem Motorrad bestritt. Seit 2002 ist er mit unterschiedlichen Fahrern als Co-Pilot bei der Mutter aller Wüstenrallyes angetreten. 2012 schließt sich für Zitzewitz der Kreis: Zehn Jahre zuvor war er erstmals im Automobil angetreten – wie heute mit einem privat eingesetzten Toyota. Dazwischen liegt ein großer sportlicher Erfolg: Insgesamt schlagen neun Podiumsresultate, davon fünf Siege bei 33 Etappensiegen und 31 Führungstagen im Automobil zu Buche. Damit gehört Dirk von Zitzewitz schon heute zu den erfolgreichsten Marathon-Rallye-Beifahrern aller Zeiten.

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