Ruhe nach dem Sturm – Three-O-One bei „Dakar“ weiter erfolgreich
Tucumán, 12. Januar 2013 Ob Regen, ob Sturm – der Underdog bleibt bissig: Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz nehmen ihren dritten Rang in der Gesamtwertung, den sie am vierten Tag der härtesten Wüstenrallye der Welt erkämpft und seither verteidigt haben, in den Ruhetag mit. Auf der achten, gleich zweimal verkürzten Tageswertung der „Dakar“, die im Norden Argentiniens von Salta nach San Miguel de Tucumán führte, fuhr das südafrikanisch-deutsche Duo mit ihren Toyota Hilux „made in South Africa“ die sechstbeste Zeit. Dabei wollte der für Sonntag angesetzte Ruhetag wohl verdient sein. Große Höhen über Normalnull, tiefer Sand und steiniger Untergrund – das alles über „Dakar“-Neuland und bei teils strömendem Regen: De Villiers und von Zitzewitz blieben unter den schwierigen Bedingungen gewohnt solide und liegen nach der ersten „Dakar“-Woche 41.54 Minuten hinter den neuen Gesamtführenden Nasser Al-Attiyah/Lucas Cruz im Buggy. Doch die Hauptrolle des Tages spielten nicht die Top-Fahrer im Kampf um das Podium – sondern das Wetter.
Ergiebige Regenfälle zwangen den Veranstalter der Rallye Dakar, die A.S.O. (Amaury Sport Organisation), dazu, bereits das erste von zwei geplanten Teilstücken abzusagen. Die Rallye-WM-ähnlichen Schotterwege zwischen Salta und Tucumán war zu sehr aufgeweicht. Nach einer neu angesetzten Verbindungsetappe ging es mit etwas Verspätung auf dem zweiten, ursprünglich mit 183 Kilometer Länge geplanten Abschnitt, für Motorräder, Quads und Automobile gegen die Uhr. Der musste jedoch ebenfalls nach 86 Kilometern neutralisiert werden – eine Flussüberquerung war nach sintflutartigen Niederschlägen im regulären Wettbewerbsmodus nicht mehr möglich.
Die Zitate
„Die Wertungsprüfung lief gut für uns, denn wir haben zwischenzeitlich Nasser Al-Attiyah überholt, der einen Plattfuß hatte. Dann kamen wir an einen Fluss, der so viel Wasser führte, dass es unmöglich war, ihn zu überqueren. Wir haben dann von der Rennleitung gehört, dass die Wertung nach CP2 erfolgt und der Rest der Prüfung neutralisiert würde. Schade, denn wir lagen ganz gut und hätte am Schluss eventuell noch etwas Zeit gutmachen können.“
Giniel de Villiers vor dem Ruhetag
„Heute hat uns Teilnehmern das Wetter einen Streich gespielt. Nicht nur, dass die erste Teilprüfung abgesagt wurde, im zweiten Teil wurde auch eine Flussüberquerung unmöglich. Kurz vor uns muss dort eine echte Flutwelle gekommen sein. Wir haben nach einem anderen Weg gesucht, den Fluss zu überqueren, allerdings keinen gefunden. Wir haben dann die Rennleitung angerufen und erfahren, dass die WP neutralisiert wurde. Nun kommt der Ruhetag. Und dann starten wir mit neuer Kraft in die zweite Hälfte der Rallye Dakar.“
Dirk von Zitzewitz vor dem Ruhetag
Das Ergebnis: Rallye-Dakar-Gesamtwertung nach Etappe 08
- 01. Nasser Al-Attiyah/Lucas Cruz (Q/E), Buggy, 17:59.07 Std.
- 02. Stéphane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (F/F), Mini, 18:01.06 Std.
- 03. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (ZA/D), Toyota, 18:41.01 Std.
- 04. Leonid Novitzkiy/Konstantin Zhiltsov (RUS/RUS), Mini, 18:48.58 Std.
- 05. Guerlain Chicherit/Jean-Pierre Garcin (F/F), Buggy, 19:05.16 Std.
Das kommt: Vorschau auf den Ruhetag
Tucumán
Ruhetag – diese „Dakar“-Begrifflichkeit ist ein wenig irreführend. Zwar dreht sich in der Tat während dieses Tages weder bei der Begleitcrew noch bei den Teilnehmern selbst ein Rad. Doch ernstlich zur Ruhe kommt die „Dakar“ nicht. Für die Fahrer und Beifahrer stehen den gesamten Sonntag über Medientermine an – ein Interview-Marathon. Und für die Mechaniker bedeutet der Ruhetag nicht weniger als die arbeitsreichste Zeit während der gesamten Rallye. Die Fahrzeuge werden komplett zerlegt, bis ins Detail geprüft und Verschleißteile ausgetauscht. Am Abend, nach dem erfolgreichen Roll-out, bekommen sie dann vom Team wieder das Siegel „Dakar“-ready. Gerade rechtzeitig – denn die Etappe nach dem Ruhetag ist traditionell eine der härtesten beim Wüstenklassiker.
Three-O-One, Fahrtrichtung links: Giniel de Villiers
Wenn es eine Vielseitigkeitsauszeichnung im Motorsport geben würde, Giniel de Villiers wäre ein heißer Kandidat auf den Sonderpreis für das Lebenswerk. Der sympathische und bodenständige Rennfahrer aus Stellenbosch/Südafrika feierte fünf nationale Meistertitel im Tourenwagen-Sport Südafrikas, besiegte dabei unter anderem seinen späteren Teamchef im Volkswagen-Werksteam Kris Nissen und weitere europäische Top-Stars, bevor er in den Marathon-Rallyesport wechselte. Giniel de Villiers bezeichnet sich selbst als „outdoorsy person“, den es stets an die frische Luft zieht. Egal, ob mit dem Jetski oder dem Mountainbike, Giniel de Villiers ist deshalb immer „in Action“. Doch sportlich wie privat ist dabei kluge Besonnenheit ein absolutes Markenzeichen von „Ginny“. Seine Vita weist deshalb auch beim zweiten Karriere-Weg abseits befestigter Straßen und permanenter Rennstrecken Herausragendes aus: Gemeinsam mit seiner Beifahrerin Tina Thörner (S) belegte er mit Volkswagen anno 2006 Rang zwei bei der Rallye Dakar – ein Meilenstein, denn nie zuvor hatte ein Duo mit Diesel-angetriebenem Fahrzeug eine bessere Platzierung erreicht. Ausgerechnet bei der ersten Rallye Dakar außerhalb des Schwarzen Kontinents gelang 2009 der absolute Durchbruch, unterstützt von Co-Pilot Dirk von Zitzewitz: Gemeinsam feierte das Duo einen historischen Erfolg: Den ersten Sieg eines Afrikaners, den ersten eines Diesel-Automobils und den ersten in Südamerika überhaupt.
Three-O-One, Fahrtrichtung rechts: Dirk von Zitzewitz
Er ist nicht nur sprichwörtlich als Navigator geboren. Dirk von Zitzewitz erblickte das Licht der Welt an dem Ort, der ihm seit Jahren ein sportliches Zuhause ist: auf dem Beifahrersitz. Der aus Ostholstein stammende Co-Pilot gilt als einer der Besten seines Fachs. 2009 gewann er als Beifahrer gemeinsam mit Giniel de Villiers die erste jemals in Südamerika ausgetragene Dakar. Neuland? Für Dirk von Zitzewitz abseits befestigter Straßen der ideale Ort, sein instinktives Gespür zu zeigen, stets den richtigen Weg zu finden. Der Erfolg und sein Renommee in der Szene sind keineswegs Zufall: Schon als Teenager spielte Zitzewitz mit einem Kumpel und einem klapprigen alten Moped „Dakar“. Damals war das Event jung und international unbedeutend, zog den Offroad-begeisterten Norddeutschen jedoch bereits magisch an. Dirk von Zitzewitz gewann 15 Mal den Titel des Deutschen Enduro-Meisters, ehe er dreimal die Dakar auf dem Motorrad bestritt. Seit 2002 ist er mit unterschiedlichen Fahrern als Co-Pilot bei der Mutter aller Wüstenrallyes angetreten. 2012 schloss sich für Zitzewitz der Kreis: Zehn Jahre zuvor war er erstmals im Automobil angetreten – ebenfalls mit einem privat eingesetzten Toyota. 2013 geht die Kombination De-Villiers-von- Zitzewitz-Toyota in die nächste Runde. Dazwischen liegt ein großer sportlicher Erfolg: Insgesamt schlagen zehn Podiumsresultate, davon fünf Siege bei 33 Etappensiegen und 31 Führungstagen im Automobil zu Buche. Damit gehört Dirk von Zitzewitz schon heute zu den erfolgreichsten Marathon-Rallye-Beifahrern aller Zeiten.
Die „Dakar“ im TV
Samstag, 12. Januar 2013
23:00 Uhr Eurosport Rallye Dakar 2013, 08. Etappe, Aufzeichnung vom Tage
Sonntag, 13. Januar 2013
01:30 Uhr Eurosport Rallye Dakar 2013, 08. Etappe, Aufzeichnung vom Tage (Wiederholung)
23:00 Uhr Eurosport Rallye Dakar 2013, Ruhetag, Aufzeichnung vom Tage
Montag, 14. Januar 2013
19:00 Uhr Eurosport Rallye Dakar 2013, 9. Etappe, Interviews aus dem Ziel-Biwak (live)
23:00 Uhr Eurosport Rallye Dakar 2013, 9. Etappe, Aufzeichnung vom Tage