Rally Dakar Etappe 9

14. Januar 2014
Zwei Plattfüße und weicher Sand zur Mittagszeit – #302 fällt auf Platz fünf zurück
Iquique, 14. Januar 2014 Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz haben auf der neunten Etappe der Rallye Dakar etwas an Boden verloren und sind vom dritten auf den fünften Gesamtrang zurückgefallen. Zwei Reifenschäden brachte das Duo in seinem Imperial Toyota Hilux aus den Rhythmus. Beim heißen Ritt durch die extrem staubige Atacama-Wüste von Calama nach Iquique waren dann Ausdauer und Geduld gefragt: Mit viel Fingerspitzengefühl tasteten sich „GdV“ und „DvZ“ über den ausgesprochen weichen Untergrund von Düne zu Düne – und kamen schließlich mit dem fünftbesten Tagesergebnis ins Ziel. In der Gesamtwertung nach wie vor „Best of the Rest“ hinter vier Minis, liegt die #302 nun zeitgleich mit den viertplatzierten Nasser Al-Attiyah/Lucas Cruz auf Rang fünf.
Bei der „Dakar“ ging es am Dienstag von den Bergen hinunter in Richtung Ozean. An der chilenischen Pazifikküste entlang durchquerte das Starterfeld die berühmt-berüchtigte Atacama-Wüste, den trockensten Ort der Erde, wo mancherorts seit Jahren kein Niederschlag mehr gemessen wurde. Teilweise im Zeitlupentempo wühlten sich die Teilnehmer durch die Sandberge. Wie tückisch dieses Gelände für alle Fahrzeuge sein kann, zeigten unglücklicherweise die südafrikanischen Teamkollegen von Giniel und Dirk, Leeroy Poulter und Robert Howie: Nach einem Überschlag verlor das Duo im Hallspeed-Toyota #323 mehr als zwei Stunden.

 
Die Zitate
„Das ist heute wirklich ein extrem schwieriger Dakar-Tag gewesen. Dabei hatte es zu Beginn noch ganz gut ausgesehen, denn zunächst ist es bei uns recht ordentlich gelaufen. Doch dann haben wir uns einen Plattfuß eingefangen und dadurch etwas unseren Rhythmus verloren. Anschließend haben wir Holowczyc eingeholt – nur um dann einen zweiten Reifenschaden zu erleiden. Grund genug, um es auf dem Rest der Etappe, speziell als über die sehr weichen Sanddünen ging, etwas ruhiger angehen zu lassen. Wenn man sieht, in welche Probleme unsere Konkurrenten heute teilweise geraten sind, können wir froh sein, dass wir es überhaupt so souverän ins Etappenziel geschafft haben. Dennoch sind wir natürlich enttäuscht, dass wir heute recht viel Zeit und auch zwei Plätze im Gesamtklassement verloren haben.“
Giniel de Villiers nach Etappe 09
„Die heutige Etappe war echt heftig. Zunächst hat uns die große Höhe – und die damit verbundenen Leistungseinbußen aufgrund der dünnen Luft – das Leben schwergemacht. Nach den beiden Reifenwechseln stellten sich dann die extrem weichen und dadurch schwierig zu durchfahrenden Dünen als große Herausforderung dar. Die hochstehende Sonne zur Mittagszeit tut dann ihr Übriges: Man sieht die Konturen der Dünen nur sehr schlecht und das Roadbook war dabei leider auch keine große Hilfe. Manchmal mussten wir mehrmals ansetzen, um mit genug Schwung über die Dünen zu kommen. Für unsere Teamkollegen, die sich anscheinend überschlagen haben, tut es uns sehr leid. Immerhin sieht es so aus, als ob ihnen glücklicherweise nichts weiter passiert ist. Unsere Red-Bull-Freunde Sainz und Gottschalk haben heute ebenfalls viel Zeit verloren – hoffentlich geht es für sie morgen weiter.“
Dirk von Zitzewitz nach Etappe 09
Das Ergebnis: Rallye-Dakar-Gesamtwertung nach Etappe 09
01. Joan Roma/Michel Périn (E/F), Mini, 34:15.37 Std.
02. Stéphane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (F/F), Mini, 34:27.47 Std.
03. Orlando Terranova/Paulo Fiuza (RA/P), Mini, 35:10.10 Std.
04. Nasser Al-Attiyah/Lucas Cruz (Q/E), Mini, 35:15.23 Std.
05. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (ZA/D), Imperial Toyota, 35:15.23 Std.
06. Krzsyztof Holowczyc/Konstantin Zhiltsov (PL/RU), Mini, 37:15.40 Std.
Das kommt: Vorschau auf Etappe 10
Iquique–Antofagasta (Verbindung: 53, Prüfung: 631, Verbindung: 0 km)
Auf der zehnten Etappe der Rallye Dakar wartet auf die Teilnehmer eine rasante Berg- und Talfahrt. Von Iquique geht es entlang der malerischen Pazifikküste über 684 Kilometer in Richtung Antofagasta. Auf den ersten 231 Prüfungskilometern wechseln sich Sand und loser Erdboden ab. Es folgt eine 185 Kilometer lange Verbindungsetappe. Der zweite, 215 Kilometer lange Teil der morgigen Prüfung geht dann über Schotter und den so genannten „Fesh Fesh“-Sand – enorm feiner Sand, der schnell zum Verhängnis werden kann. Es geht weiter über kurvige Pisten in der Minenregion um La Portuda. Neben einem sagenhaften Pazifik-Panorama gibt es kurz vor dem Ziel aus der Ferne das Naturdenkmal „La Portada“ zu bestaunen, ein im Ozean gelegener Steinbogen aus Andesit-Gestein.
#302, Fahrtrichtung links: Giniel de Villiers
Wenn es eine Vielseitigkeitsauszeichnung im Motorsport geben würde, Giniel de Villiers wäre ein heißer Kandidat auf den Sonderpreis für das Lebenswerk. Der sympathische und bodenständige Rennfahrer aus Stellenbosch/Südafrika feierte fünf nationale Meistertitel im Tourenwagen-Sport Südafrikas, besiegte dabei unter anderem seinen späteren Teamchef im Volkswagen-Werksteam Kris Nissen und weitere europäische Top-Stars, bevor er in den Marathon-Rallyesport wechselte. Giniel de Villiers bezeichnet sich selbst als „outdoorsy person“, den es stets an die frische Luft zieht. Egal, ob mit dem Jetski oder dem Mountainbike, Giniel de Villiers ist deshalb immer „in Action“. Doch sportlich wie privat ist dabei kluge Besonnenheit ein absolutes Markenzeichen von „Ginny“. Seine Vita weist deshalb auch beim zweiten Karriere-Weg abseits befestigter Straßen und permanenter Rennstrecken Herausragendes aus: Gemeinsam mit seiner Beifahrerin Tina Thörner (S) belegte er mit Volkswagen anno 2006 Rang zwei bei der Rallye Dakar – ein Meilenstein, denn nie zuvor hatte ein Duo mit Diesel-angetriebenem Fahrzeug eine bessere Platzierung erreicht. Ausgerechnet bei der ersten Rallye Dakar außerhalb des Schwarzen Kontinents gelang 2009 der absolute Durchbruch, unterstützt von Co-Pilot Dirk von Zitzewitz: Gemeinsam feierte das Duo einen historischen Erfolg: Den ersten Sieg eines Afrikaners, den ersten eines Diesel-Automobils und den ersten in Südamerika überhaupt.

 

 
#302, Fahrtrichtung rechts: Dirk von Zitzewitz
Er ist nicht nur sprichwörtlich als Navigator geboren. Dirk von Zitzewitz erblickte das Licht der Welt an dem Ort, der ihm seit Jahren ein sportliches Zuhause ist: auf dem Beifahrersitz. Der aus Ostholstein stammende Co-Pilot gilt als einer der Besten seines Fachs. 2009 gewann er als Beifahrer gemeinsam mit Giniel de Villiers die erste jemals in Südamerika ausgetragene Dakar. Neuland? Für Dirk von Zitzewitz abseits befestigter Straßen der ideale Ort, sein instinktives Gespür zu zeigen, stets den richtigen Weg zu finden. Der Erfolg und sein Renommee in der Szene sind keineswegs Zufall: Schon als Teenager spielte Zitzewitz mit einem Kumpel und einem klapprigen alten Moped „Dakar“. Damals war das Event jung und international unbedeutend, zog den Offroad-begeisterten Norddeutschen jedoch bereits magisch an. Dirk von Zitzewitz gewann 15 Mal den Titel des Deutschen Enduro-Meisters, ehe er dreimal die Dakar auf dem Motorrad bestritt. Seit 2002 ist er mit unterschiedlichen Fahrern als Co-Pilot bei der Mutter aller Wüstenrallyes angetreten. 2012 schloss sich für Zitzewitz der Kreis: Zehn Jahre zuvor war er erstmals im Automobil angetreten – ebenfalls mit einem privat eingesetzten Toyota. 2014 geht die Kombination De-Villiers-von-Zitzewitz-Toyota in die dritte Runde. Dazwischen liegt ein großer sportlicher Erfolg: Insgesamt schlagen elf Podiumsresultate, davon fünf Siege bei 33 Etappensiegen und 31 Führungstagen im Automobil zu Buche. Damit gehört Dirk von Zitzewitz schon heute zu den erfolgreichsten Marathon-Rallye-Beifahrern aller Zeiten.
Die „Dakar“ im TV
Dienstag, 14. Januar 2014
23:00 Uhr Eurosport Rallye Dakar 2014, 09. Etappe, Aufzeichnung vom Tage
Mittwoch, 15. Januar 2014
23:00 Uhr Eurosport Rallye Dakar 2014, 10. Etappe, Aufzeichnung vom Tage

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