„Dakar“ zeigt Zähne – de Villiers/von Zitzewitz verlieren Zeit, bleiben Gesamtzweite
Calama, 13. Januar 2015. Der Poker ist nicht aufgegangen: Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz haben bei der Rallye Dakar auf der neunten Etappe wertvolle Zeit eingebüßt, Gesamtrang zwei jedoch weiter verteidigt. Auf dem Teilstück zwischen Iquique und Calama verloren sie etwa 15 Minuten auf ihre direkten Konkurrenten um den „Dakar“-Sieg, Nasser Al-Attiyah/Matthieu Baumel (X-raid-Mini) und liegen vor den abschließenden vier Etappen in Argentinien nun knapp 24 Minuten hinten den Rivalen – wenngleich weiterhin aussichtsreicht. De Villiers und von Zitzewitz hatten sich auf der über weite Strecken der Wertungsprüfung erneut ein packendes Duell um Sekunden mit Al-Attiyah geliefert und mit ihm permanent die Positionen in der Tageswertung getauscht. Bei Kilometer 328 entschieden sich die „Dakar“-Sieger von 2009 falsch. Sie folgten einer Abkürzung, die eine Ersparnis von zehn Kilometern einbrachte, fanden anschließend jedoch den Weg auf die richtige Route nicht auf Anhieb. Aufgewirbelter Fesh-Fesh ließ de Villiers/von Zitzewitz lange nach einem der obligatorischen Wegpunkte suchen, ehe sie im gewohnten Tempo die Verfolgung wieder aufnahmen. Das Pokerspiel, mit einem navigatorischen Coup eine Wende herbeizuführen, ging damit nicht auf. Mit ihnen verzockten sich beinahe ausnahmslos der Großteil der Favoriten – nur eben Al-Attiyah nicht. In Argentinien bleiben de Villiers/von Zitzewitz noch 1.025 WP-Kilometer – knapp ein Viertel der Gesamtdistanz – um Boden auf Al-Attiyah gutzumachen.
Der erste Tag nach der Ruhepause der Rallye Dakar schüttelte die Fahrer und Beifahrer zudem kräftig durch. Viele Auswaschungen hatten in den vergangenen Tagen zuerst der Piste, heute dem Material ordentlich zugesetzt. Autos, Fahrer und Beifahrer mussten zwischen Iquique und Calama unzählige Schläge verkraften. Den Auftakt hatte allerdings ein 44 Kilometer breiter Dünengürtel gebildet, ehe es auf das Waschbrett und auf schmalen Pfaden am Ende steil bergauf ging.
Das ist … das Zitat des Tages
„Ein Tag zum Vergessen. Heute haben wir uns mit der Navigation leider verpokert. Bei Kilometer 328 haben wir eine Abkürzung genommen, die uns etwa zehn Kilometer eingespart hatte. Doch danach habe ich leider nicht gleich zurück ins Roadbook gefunden, was an der Stelle ausgerechnet auch nicht besonders präzise war. An dem Ort, an dem wir nach dem Wegpunkt gesucht haben, wirbelte viel Fesh-Fesh umher, sodass wir keine besonders gute Sicht hatten. Wie auch immer: Wir musste dieses Spiel versuchen, es hätte auch genauso andersherum ausgehen und 15 Minuten sparen können. Ich bin extrem enttäuscht über den Verlauf des Tages, aber auch das ist eben die ‚Dakar‘. Ich kann mich aber daran erinnern, dass wir eins über 40 Minuten hinten lagen. Anschließend haben wir die Rallye Dakar doch noch gewonnen. Alles ist weiter möglich.“
Dirk von Zitzewitz nach Etappe 09
Das war … Etappe 09
(Iquique–Uyuni)
Verbindung: 88 km; Prüfung: 451 km
Vorläufiges „Dakar“-Gesamtergebnis nach Etappe 09
01. Nasser Al-Attiyah/Matthieu Baumel (Q/F), Mini, 31:29.38 Std.
02. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (ZA/D), Toyota, +23.58 Min.
03. Yazeed Al-Rajhi/Timo Gottschalk (SA/D), Toyota, +39.29 Min.
04. Krysztof Holowczyc/Xavier Panseri (PL/F), Mini, +1:17.41 Std.
Das wird … Etappe 10
(Calama–Salta, Mittwoch, 14. Januar 2015)
Verbindung: 501 km; Prüfung: 359 km
WP-Start erstes Auto: 12:21/16:21 Uhr, WP-Ziel erstes Auto: 16:01/20:01 Uhr
Die zweite Andenquerung führt die Rallye-Dakar-Teilnehmer zurück nach Argentinien – über den Paso de Jama. Und damit auf das „Dach der ‚Dakar‘“. 4.826 Meter über Normalnull, dazu ein Hochplateau von 100 Kilometern länge oberhalb der 4.000-Meter-Marke – die Luft wird nicht nur auf der Verbindungsetappe eng. Auch das Profil der eigentlich WP auf argentinischer Seite führt hoch hinaus und liegt dauerhaft oberhalb von 3.000 Metern. Dazu steht erneut eine Highspeed-Test auf dem Programm und damit eine Route mittleren Schwierigkeitsgrads. Allein: Der Weg nach Salta ist absolutes Turbo-Diesel-Terrain und nichts für „Sauger“ wie dem Zitzewitz’schen Toyota Hilux.
Das ist … Dirk von Zitzewitz
Er ist nicht nur sprichwörtlich als Navigator geboren. Dirk von Zitzewitz erblickte das Licht der Welt an dem Ort, der ihm seit Jahren ein sportliches Zuhause ist: auf dem Beifahrersitz. Der aus Ostholstein stammende Co-Pilot gilt als einer der Besten seines Fachs. 2009 gewann er als Beifahrer gemeinsam mit Giniel de Villiers die erste jemals in Südamerika ausgetragene „Dakar“. Neuland? Für Dirk von Zitzewitz abseits befestigter Straßen der ideale Ort, sein instinktives Gespür zu zeigen, stets den richtigen Weg zu finden. Der Erfolg und sein Renommee in der Szene sind keineswegs Zufall: Schon als Teenager spielte Zitzewitz mit einem Kumpel und einem klapprigen alten Moped „Dakar“. Damals war das Event jung und international unbedeutend, zog den Offroad-begeisterten Norddeutschen jedoch bereits magisch an. Dirk von Zitzewitz gewann 15 Mal den Titel des Deutschen Enduro-Meisters, ehe er dreimal die Dakar auf dem Motorrad bestritt. Seit 2002 ist er mit unterschiedlichen Fahrern als Co-Pilot bei der Mutter aller Wüstenrallyes angetreten. 2012 schloss sich für Zitzewitz der Kreis: Zehn Jahre zuvor war er erstmals im Automobil angetreten – ebenfalls mit einem privat eingesetzten Toyota. 2015 geht die Kombination De-Villiers-von-Zitzewitz-Toyota in die vierte Runde. Dazwischen liegt ein großer sportlicher Erfolg: Insgesamt schlagen elf Podiumsresultate, davon fünf Siege zu Buche. Damit gehört Dirk von Zitzewitz zu den erfolgreichsten Marathon-Rallye-Beifahrern aller Zeiten.
Das sind … die „Dakar“-TV-Zeiten
Dienstag, 13. Januar 2015
23:00 Uhr, Eurosport, Rallye Dakar, Etappe 09
23:45 Uhr, Eurosport 2, Rallye Dakar, Etappe 09 (Wiederholung)
Mittwoch, 14. Januar 2015
01:00 Uhr, Eurosport, Rallye Dakar, Etappe 09 (Wiederholung)
06:00 Uhr, Eurosport 2, Rallye Dakar, Etappe 09 (Wiederholung)
08:30 Uhr, Eurosport, Rallye Dakar, Etappe 09 (Wiederholung)
19:55 Uhr, Eurosport, Rallye Dakar, Live aus dem Biwak
23:00 Uhr, Eurosport, Rallye Dakar, Etappe 10
23:30 Uhr, Eurosport 2, Rallye Dakar, Etappe 10 (Wiederholung)