San Salvador, 06. Januar 2016. Wider die Physik lautete für Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz die Tagesaufgabe bei der legendären Rallye Dakar. Und sie haben sie ordentlich gelöst. Auf der vierten Etappe des Wüstenklassikers – eine Schleife rund um San Salvador in der Provinz Jujuy im äußersten Norden Argentiniens – erreichten die „Dakar“-Sieger von 2009 das Ziel wie erwartet mit etwas mehr als acht Minuten Rückstand und damit nur auf Tagesrang elf. Vor der Etappe hatten „GdV“ und „DvZ“ angesichts der drei über 4.000 Meter hohen „Bergwertungen“ des Tages das Motto Schadensbegrenzung ausgerufen und geunkt: „Wir können unseren Hilux jetzt schon schnaufen hören“. Der Benziner-V8, der im „Bakkie“ made in South Africa normalerweise für 385 PS und einen guten Drehmomentverlauf sorgt, verliert in der Höhe signifikant mehr an Leistung als die Turbodiesel-angetriebene Konkurrent von Peugeot und X-raid-Mini. Durch die knifflige Prüfung, die den ersten Teil einer sogenannten Marathon-Etappe ohne abendlichen Service durch die Mechaniker bildete, arbeiteten sich Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz dennoch gut hindurch, schonten das Material für den zweiten Teil der Marathon-Etappe und rangieren in der Gesamtwertung weiterhin aussichtsreich auf der sechsten Position, 13.19 Minuten hinter den Spitzenreitern Sébastien Loeb/Daniel Elena (F/MC) im Werks-Peugeot. In der Tageswertung gingen die drei Bestzeiten geschlossen an Peugeot-Buggys, keiner der von Toyota Gazoo Racing SA eingesetzten Hilux schaffte es dagegen unter die Top Fünf.
Auch an den kommenden Tagen spielt die Höhe stets eine große Rolle, am Donnerstag mehr als je zuvor bei der „Dakar“. Bis zum Ruhetag lautet deshalb die oberste Devise: Dranbleiben!
Das ist … das Zitat des Tages
„Mehr ging, schneller wollte unser Hilux in der großen Höhe nicht. Wir sind den gesamten Tag ausschließlich oberhalb von 3.500 Metern über Normalnull gefahren – und das ist Gift für unseren Benziner. Hier und da hatten wir beim Überholen von Motorrädern und Quads wohl etwas Pech und haben zusätzlich Zeit verloren. Das ist natürlich etwas enttäuschend, weil unsere Teamkollegen fast gleichauf zwei Minuten weniger Zeit eingebüßt haben. Alles in allem sind wir in der Gesamtwertung zwar noch dran, müssen aber in den kommenden Tagen versuchen, den Zeitverlust in der Höhe so gut es geht zu begrenzen.“
Dirk von Zitzewitz nach Etappe 04
Das war … Etappe 04 (San Salvador–San Salvador)
Prüfung: 429 km, gesamt: 629 km
Vorläufiges Gesamtergebnis nach Etappe 04
01. Sébastien Loeb/Daniel Elena (F/MC), Peugeot, Peugeot. 9:44.51 Std.
02. Stéphane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (F/F), Peugeot, + 4.48 Min.
03. Nasser Al-Attiyah/Matthieu Baumel (Q/F), Mini, + 11.09 Min.
04. Leeroy Poulter/Rob Howie (ZA/ZA), Toyota, + 12.31 Min.
05. Carlos Sainz/Lucas Cruz (E/E), Peugeot, + 13.04 Min.
06. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (ZA/D), Toyota, + 13.19 Min.
07. Mikko Hirvonen/Michel Périn (FIN/F), Mini, + 15.42 Min.
Das wird … Etappe 05 (San Salvador–Uyuni, Donnerstag, 07. Januar 2016)
San Salvador (RA)–Uyuni (BOL), Prüfung: 327 km, gesamt: 642 km
WP-Start erstes Auto (Rallye-Zeit/Deutsche Zeit): 10:38/14:38 Uhr, WP-Ziel erstes Auto: 14:33/18:33 Uhr
Deutschsprachige TV-Erstausstrahlungen: 07. Januar 2016, 20:30–20:35 und 23:00–23:30 Uhr auf Eurosport1
Die Trilogie der Höhe, zweiter Teil. „Wer jetzt noch keine Kopfschmerzen hat, wird sie auf der Fahrt nach Uyuni wohl bekommen“, sagt Dirk von Zitzewitz angesichts der Aussicht auf Wertungsprüfungen in buchstäblich schwindelerregender Höhe. Bis zu 4.600 Meter über Normalnull – so hoch hat noch kein Spitzen-Motorsport je stattgefunden. Zum Vergleich: Der höchste Punkt der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) liegt bei rund 2.800 Metern, der der FIA Formel-1-Weltmeisterdschaft bei etwa 2.250 – jeweils in Mexiko. Mit dem in der Höhe benachteiligten Hilux mit V8-Benziner ist beim Ausflug über die Grenze nach Bolivien also im besten Fall Schadensbegrenzung angesagt. Auch die Streckenführung selbst wird es in sich haben und eventuell hier und da knifflige Navigation bereitstellen. Und vielleicht passen die beiden vorangestellten Sätze für Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz sogar gut zusammen.
Das ist … Dirk von Zitzewitz
Er ist nicht nur sprichwörtlich als Navigator geboren. Dirk von Zitzewitz erblickte das Licht der Welt an dem Ort, der ihm seit Jahren ein sportliches Zuhause ist: auf dem Beifahrersitz. Der aus Ostholstein stammende Co-Pilot gilt als einer der Besten seines Fachs. 2009 gewann er als Beifahrer gemeinsam mit Giniel de Villiers die erste jemals in Südamerika ausgetragene „Dakar“. Neuland? Für Dirk von Zitzewitz abseits befestigter Straßen der ideale Ort, sein instinktives Gespür zu zeigen, stets den richtigen Weg zu finden. Der Erfolg und sein Renommee in der Szene sind keineswegs Zufall: Schon als Teenager spielte Zitzewitz mit einem Kumpel und einem klapprigen alten Moped „Dakar“. Damals war das Event jung und international unbedeutend, zog den Offroad-begeisterten Norddeutschen jedoch bereits magisch an. Dirk von Zitzewitz gewann 15 Mal den Titel des Deutschen Enduro-Meisters, ehe er dreimal die Dakar auf dem Motorrad bestritt. Seit 2002 ist er mit unterschiedlichen Fahrern als Co-Pilot bei der Mutter aller Wüstenrallyes angetreten. 2012 schloss sich für Zitzewitz der Kreis: Zehn Jahre zuvor war er erstmals im Automobil angetreten – ebenfalls mit einem privat eingesetzten Toyota. 2016 geht die Kombination De-Villiers-von-Zitzewitz-Toyota in die fünfte Runde. Dazwischen liegt ein großer sportlicher Erfolg: Insgesamt schlagen zwölf Podiumsresultate, davon fünf Siege zu Buche. Damit gehört Dirk von Zitzewitz zu den erfolgreichsten Marathon-Rallye-Beifahrern aller Zeiten.