Das große Drängeln – #302 verteidigt „Dakar“-Rang drei
Calama, 13. Januar 2014 ¡Hola Chile! Die mächtige Anden im Rücken und ein ganzes Rudel Konkurrenten vor der Nase – Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz haben den dritten Gesamtrang bei der Rallye Dakar nach Kräften verteidigt. Auf der ersten Wertungsprüfung in Chile auf dem Weg von Salta nach Calama waren die rar verteilten Überholmöglichkeiten das große Thema des Tages. Auf den schnellen, engen Routen gab es kaum Gelegenheit, sich am Vordermann vorbei nach vorn zu arbeiten. Überholen unmöglich – „GdV“ und „DvZ“ erreichten deshalb als Tagessiebte das Ziel. Und zwar ungefähr zeitgleich in einem Dreierpack mit dem drei Minuten vor ihnen gestarteten Vladimir Vasilyev im Mini und dessen Markenkollegen Orlando Terranova, der hinter de Villiers/von Zitzewitz in die Prüfung gestartet war.
Am neunten „Dakar“-Tag stand die einzige Anden-Überquerung der 2014er-Ausgabe auf der Agenda und damit der Weg von Argentinien nach Chile. Der Paso de Jama mit einer Passhöhe auf 4.836 Metern über Normalnull war ebenso schwindelerregend hoch wie das über 120 Kilometer langgestreckte Hochplateau, das auf 4.400 Metern liegt und über das die Verbindungsetappe führte. Hinter der Grenze zu Chile warteten 302 Kilometer auf Zeit auf die Teilnehmer. Die Höhe war auch hier ein mitentscheidendes Thema: Von 3.500 Metern führte die Route hinunter auf 2.200 und noch dreimal zurück jenseits der 3.000er-Marke – eine wahre „Dakar“-Achterbahn.
Die Zitate
„Wenn man auf einen Konkurrenten aufläuft und nicht vorbeikommt, dann ist das schon ganz schön frustrierend. Doch genau dafür gibt es das Sentinel-System, das dem Vorherfahrenden ein Signal gibt, dass man überholen will. Soweit, so gut – wir sind auf Vladimir Vasilyev aufgelaufen und haben ihn mehrfach angepiept, doch er hat nicht einmal dann Platz gemacht, als wir direkt neben ihm waren. Wir haben heute extrem viel Zeit wegen ihm verloren. Die drei Minuten, die wir ohne Not eingebüßt haben, hätten wir gern behalten. Viel mehr noch: Wir hätten gern sogar Zeit gutgemacht. Das hat der Kollege effizient verhindert.“
Giniel de Villiers nach Etappe 08
„Wir haben heute 150 Kilometer im Staub von Vladimir Vasiljev verbracht. Schon bei Kilometer 120 haben wir das Sentinel-System verwendet – keine Reaktion. Wir waren neben ihm – da hat er uns eingestaubt und wir musste ihn wieder ziehen lassen. Dann waren wir vorbei und wurden fast unmittelbar unsererseits per Sentinel angepiept. Wir hatten geglaubt, dass Orlando Terranova, der hinter uns gestartet war, ebenfalls vorbei wollte und sind – wie sich das gehört – rechts rangefahren. Doch es war Vasiljev, der uns nur wenige Sekunden nach unserem Überholmanöver seinerseits angepiept hat. Das ist – ehrlich gesagt – grob unsportlich. Deshalb haben wir gegen ihn auch Protest eingereicht. Die Zeit, die wir eingebüßt haben, ist aber dahin.“
Dirk von Zitzewitz nach Etappe 08
Das Ergebnis: Rallye-Dakar-Gesamtwertung nach Etappe 08
01. Joan Roma/Michel Périn (E/F), Mini, 29:46,08 Std.
02. Stéphane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (F/F), Mini, 30:09.54 Std.
03. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (ZA/D), Imperial Toyota, 30:34.33 Std.
04. Orlando Terranova/Paulo Fiuza (RA/P), Mini, 30:38.03 Std.
05. Nasser Al-Attiyah/Lucas Cruz (Q/E), Mini, 30:55.13 Std.
06. Carlos Sainz/Timo Gottschalk (E/D), SMG, 31:30.07 Std.
Das kommt: Vorschau auf Etappe 09
Calama–Iquique (Verbindung: 37, Prüfung: 422, Verbindung: 0 km)
Meer in Sicht! Bei der „Dakar“ geht es am Dienstag von den Bergen hinunter in Richtung Ozean. Die chilenische Pazifikküste bietet den Teilnehmern am zehnten Rallye-Tag ein malerisches Panorama. Doch wie so oft werden die Fahrer kaum Zeit finden, ihre Umgebung ausgiebig zu bestaunen. Sie werden vielmehr damit beschäftigt sein, nicht im Sand zu versinken – es geht in die berühmt-berüchtigte Atacama-Wüste, den trockensten Ort der Erde, wo mancherorts seit Jahren kein Niederschlag mehr gemessen wurde. Teilweise im Zeitlupentempo wühlen sich die Teilnehmer durch die Sandberg. Doch auf den letzten Kilometern wird es dann richtig rasant. Die Piloten stürzen sich den Cerro Dragón hinunter, eine etwa 337 Hektar große Düne, und erreichen bei einem Gefälle von bis zu 30 Prozent den absoluten Adrenalin-Kick. Bremsen untersagt – ansonsten kugeln die Teilnehmer seitwärts den steilen Abhang hinunter.
 
#302, Fahrtrichtung links: Giniel de Villiers
Wenn es eine Vielseitigkeitsauszeichnung im Motorsport geben würde, Giniel de Villiers wäre ein heißer Kandidat auf den Sonderpreis für das Lebenswerk. Der sympathische und bodenständige Rennfahrer aus Stellenbosch/Südafrika feierte fünf nationale Meistertitel im Tourenwagen-Sport Südafrikas, besiegte dabei unter anderem seinen späteren Teamchef im Volkswagen-Werksteam Kris Nissen und weitere europäische Top-Stars, bevor er in den Marathon-Rallyesport wechselte. Giniel de Villiers bezeichnet sich selbst als „outdoorsy person“, den es stets an die frische Luft zieht. Egal, ob mit dem Jetski oder dem Mountainbike, Giniel de Villiers ist deshalb immer „in Action“. Doch sportlich wie privat ist dabei kluge Besonnenheit ein absolutes Markenzeichen von „Ginny“. Seine Vita weist deshalb auch beim zweiten Karriere-Weg abseits befestigter Straßen und permanenter Rennstrecken Herausragendes aus: Gemeinsam mit seiner Beifahrerin Tina Thörner (S) belegte er mit Volkswagen anno 2006 Rang zwei bei der Rallye Dakar – ein Meilenstein, denn nie zuvor hatte ein Duo mit Diesel-angetriebenem Fahrzeug eine bessere Platzierung erreicht. Ausgerechnet bei der ersten Rallye Dakar außerhalb des Schwarzen Kontinents gelang 2009 der absolute Durchbruch, unterstützt von Co-Pilot Dirk von Zitzewitz: Gemeinsam feierte das Duo einen historischen Erfolg: Den ersten Sieg eines Afrikaners, den ersten eines Diesel-Automobils und den ersten in Südamerika überhaupt.
#302, Fahrtrichtung rechts: Dirk von Zitzewitz
Er ist nicht nur sprichwörtlich als Navigator geboren. Dirk von Zitzewitz erblickte das Licht der Welt an dem Ort, der ihm seit Jahren ein sportliches Zuhause ist: auf dem Beifahrersitz. Der aus Ostholstein stammende Co-Pilot gilt als einer der Besten seines Fachs. 2009 gewann er als Beifahrer gemeinsam mit Giniel de Villiers die erste jemals in Südamerika ausgetragene Dakar. Neuland? Für Dirk von Zitzewitz abseits befestigter Straßen der ideale Ort, sein instinktives Gespür zu zeigen, stets den richtigen Weg zu finden. Der Erfolg und sein Renommee in der Szene sind keineswegs Zufall: Schon als Teenager spielte Zitzewitz mit einem Kumpel und einem klapprigen alten Moped „Dakar“. Damals war das Event jung und international unbedeutend, zog den Offroad-begeisterten Norddeutschen jedoch bereits magisch an. Dirk von Zitzewitz gewann 15 Mal den Titel des Deutschen Enduro-Meisters, ehe er dreimal die Dakar auf dem Motorrad bestritt. Seit 2002 ist er mit unterschiedlichen Fahrern als Co-Pilot bei der Mutter aller Wüstenrallyes angetreten. 2012 schloss sich für Zitzewitz der Kreis: Zehn Jahre zuvor war er erstmals im Automobil angetreten – ebenfalls mit einem privat eingesetzten Toyota. 2014 geht die Kombination De-Villiers-von-Zitzewitz-Toyota in die dritte Runde. Dazwischen liegt ein großer sportlicher Erfolg: Insgesamt schlagen elf Podiumsresultate, davon fünf Siege bei 33 Etappensiegen und 31 Führungstagen im Automobil zu Buche. Damit gehört Dirk von Zitzewitz schon heute zu den erfolgreichsten Marathon-Rallye-Beifahrern aller Zeiten.
Die „Dakar“ im TV
Montag, 13. Januar 2014
23:00 Uhr Eurosport Rallye Dakar 2014, 08. Etappe, Aufzeichnung vom Tage
Dienstag, 14. Januar 2014
00:15 Uhr Eurosport2 Rallye Dakar 2014, 08. Etappe, Aufzeichnung vom Tage
23:00 Uhr Eurosport Rallye Dakar 2014, 09. Etappe, Aufzeichnung vom Tage
Mittwoch, 15. Januar 2014
23:00 Uhr Eurosport Rallye Dakar 2014, 10. Etappe, Aufzeichnung vom Tage