Wider die Physik – „GdV“ und „DvZ“ auf „Dakar“-Gesamtrang drei
Salta, 12. Januar 2014 Mit Cleverness weiter im Rennen um ein Podiumsresultat: Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz haben trotz des zuvor erwarteten Rückschlags auf der siebten Wertungsprüfung die Chance gewahrt, bei der Rallye Dakar ihr Projekt Podium erfolgreich abzuschließen.Dieselfahrzeuge bevorzugt – obwohl der Charakter der Wertungsprüfung Salta–Salta ausschließlich ihren Gegnern in die Hände spielte, liegen „GdV“ und „DvZ“ mit ihrem Toyota Hilux „made in South Africa“ nach Abschluss der Etappen in Argentinien auf Rang drei der Gesamtwertung.
Die siebte Etappe der Rallye Dakar wurde ausschließlich oberhalb der 3.400-Meter-Marke ausgetragen. Gleich zweimal erreichte die Route, die in einer Schleife rund um Salta verlief, Höhen oberhalb von 4.000 Metern über Normalnull. Zum Vergleich: Südafrika, Heimat von Hallspeed, das als Team den Toyota Hilux für Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz einsetzt, weist nicht eine einzige Erhebung auf, die es mit der Höhenlage der heutigen Etappe hätte aufnehmen könnte. Die große Höhe verschlägt nicht nur Fahrer und Beifahrer den Atem – auch dem Material. Unter diesen Bedingungen sind Dieselfahrzeuge physikalisch u
nd reglementsbedingt bevorzugt. Sie verlieren angesichts des abnehmenden Sauerstoffgehalts weniger Leistung als Benziner. Dazu verlief der Beginn der siebten Prüfung über Vollgas-Passagen, ehe die Querung der Salinas Grandes – etwa ein zehn Kilometer langer Abschnitt über einen Salzsee – auf dem Programm stand. Kilometer für Kilometer verloren „GdV“ und „DvZ“ angesichts des höheren Leistungsverlustes kontinuierlich Zeit – insg
esamt über 16 Minuten auf die Tagessieger Carlos Sainz/Timo Gottschalk (E/D, SMG-Buggy). Allerdings nur rund acht Minuten auf ihre direkten Konkurrenten, die X-raid-Mini-Crews Stéphane Peterhansel/Jean-Paul Cottret und Joan Roma/Michel Périn.
„GdV“ und „DvZ“ profitierten am Ruhetag im Nachhinein von einer Zeitstrafe ihres Konkurrenten Orlando Terranova (Mini), der wegen unsportlichen Verhaltens mit 15 Extra-Minuten belegt wurde. De Villiers/von Zitzewitz liegen seither an Position drei des Gesamtklassements.
Die Zitate
„Ganz ehrlich: Heute habe ich den Hilux ausgequetscht wie eine Zitrone. In dieser großen Höhe sind die Dieselfahrzeuge deutlich bevorzugt, auch den Buggys lag die heutige Etappe eher als uns. Wir haben versucht, das Beste daraus zu machen – und das ist uns auch gelungen. Mehr Bleifuß ging nicht. Gerade in der ersten Hälfte hatten wir damit zu kämpfen. Dazu kam noch ein Plattfuß bei Kilometer 80, der sicher auch nicht geholfen hat. Aber: Wir hatten erwartet, heute Zeit zu verlieren. Morgen ist ein neuer Tag, Chile steht bevor. Danach bekommt die ‚Dakar‘ ein anderes Gesicht. Wir sind bereit.“
Giniel de Villiers nach Etappe 07
„Heute war es so zäh für uns wie erwartet. Ab 3.500 Meter Höhe haben wir fast keine Leistung mehr. Damit hatten wir heute besonders in der ersten Hälfte der Etappe enorm zu kämpfen. Noch ein Reifenschaden dazu – und ein paar Minuten sind weg. Es galt, Ruhe zu bewahren und stoisch ins Ziel zu kommen, so schnell wie uns möglich. Das haben wir gut hinbekommen, Giniel ist sauber gefahren. Beinahe hätten wir heute noch eine Begegnung mit einem Lama gehabt, das uns vor das Auto gesprungen ist. Aber wir konnten rechtzeitig ausweichen.“
Dirk von Zitzewitz nach Etappe 07
Das Ergebnis: Rallye-Dakar-Gesamtwertung nach Etappe 07
01. Joan Roma/Michel Périn (E/F), Mini, 27:03,53 Std.
02. Stéphane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (F/F), Mini, 27:35.23 Std.
03. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (ZA/D), Imperial Toyota, 27:52.15 Std.
04. Orlando Terranova/Paulo Fiuza (RA/P), Mini, 27:58.26 Std.
05. Nasser Al-Attiyah/Lucas Cruz (Q/E), Mini, 28:21.55 Std.
06. Carlos Sainz/Timo Gottschalk (E/D), SMG, 28:54.34 Std.
Das kommt: Vorschau auf Etappe 08
Salta–Calama (Verbindung: 522, Prüfung: 302, Verbindung: 215 km)
Wäre die „Dakar“ doch eine Sightseeing-Tour. Dann wäre die achte Etappe zwischen Salta und Calama der pure Genuss. Doch die Querung der majestätischen Anden bringt im Anschluss an den Grenzübertritt zwischen Argentinien und Chile, dem „Dach“ der „Dakar“ auf 4.836 Meter sowie dem atemberaubenden Paso de Jama mit seinen Hochplateaus auf 4.400 Metern noch eine 302 Kilometer lange Wertungsprüfung. Nicht selten sind die Teilnehmer schon erschöpft, bevor es losgeht, denn die Verbindungsetappe bis hierhin misst allein 522 Kilometer. Schnelle, enge Abschnitte und wenig Überholmöglichkeiten kennzeichnen die achte WP.
#302, Fahrtrichtung links: Giniel de Villiers
Wenn es eine Vielseitigkeitsauszeichnung im Motorsport geben würde, Giniel de Villiers wäre ein heißer Kandidat auf den Sonderpreis für das Lebenswerk. Der sympathische und bodenständige Rennfahrer aus Stellenbosch/Südafrika feierte fünf nationale Meistertitel im Tourenwagen-Sport Südafrikas, besiegte dabei unter anderem seinen späteren Teamchef im Volkswagen-Werksteam Kris Nissen und weitere europäische Top-Stars, bevor er in den Marathon-Rallyesport wechselte. Giniel de Villiers bezeichnet sich selbst als „outdoorsy person“, den es stets an die frische Luft zieht. Egal, ob mit dem Jetski oder dem Mountainbike, Giniel de Villiers ist deshalb immer „in Action“. Doch sportlich wie privat ist dabei kluge Besonnenheit ein absolutes Markenzeichen von „Ginny“. Seine Vita weist deshalb auch beim zweiten Karriere-Weg abseits befestigter Straßen und permanenter Rennstrecken Herausragendes aus: Gemeinsam mit seiner Beifahrerin Tina Thörner (S) belegte er mit Volkswagen anno 2006 Rang zwei bei der Rallye Dakar – ein Meilenstein, denn nie zuvor hatte ein Duo mit Diesel-angetriebenem Fahrzeug eine bessere Platzierung erreicht. Ausgerechnet bei der ersten Rallye Dakar außerhalb des Schwarzen Kontinents gelang 2009 der absolute Durchbruch, unterstützt von Co-Pilot Dirk von Zitzewitz: Gemeinsam feierte das Duo einen historischen Erfolg: Den ersten Sieg eines Afrikaners, den ersten eines Diesel-Automobils und den ersten in Südamerika überhaupt.
#302, Fahrtrichtung rechts: Dirk von Zitzewitz
Er ist nicht nur sprichwörtlich als Navigator geboren. Dirk von Zitzewitz erblickte das Licht der Welt an dem Ort, der ihm seit Jahren ein sportliches Zuhause ist: auf dem Beifahrersitz. Der aus Ostholstein stammende Co-Pilot gilt als einer der Besten seines Fachs. 2009 gewann er als Beifahrer gemeinsam mit Giniel de Villiers die erste jemals in Südamerika ausgetragene Dakar. Neuland? Für Dirk von Zitzewitz abseits befestigter Straßen der ideale Ort, sein instinktives Gespür zu zeigen, stets den richtigen Weg zu finden. Der Erfolg und sein Renommee in der Szene sind keineswegs Zufall: Schon als Teenager spielte Zitzewitz mit einem Kumpel und einem klapprigen alten Moped „Dakar“. Damals war das Event jung und international unbedeutend, zog den Offroad-begeisterten Norddeutschen jedoch bereits magisch an. Dirk von Zitzewitz gewann 15 Mal den Titel des Deutschen Enduro-Meisters, ehe er dreimal die Dakar auf dem Motorrad bestritt. Seit 2002 ist er mit unterschiedlichen Fahrern als Co-Pilot bei der Mutter aller Wüstenrallyes angetreten. 2012 schloss sich für Zitzewitz der Kreis: Zehn Jahre zuvor war er erstmals im Automobil angetreten – ebenfalls mit einem privat eingesetzten Toyota. 2014 geht die Kombination De-Villiers-von-Zitzewitz-Toyota in die dritte Runde. Dazwischen liegt ein großer sportlicher Erfolg: Insgesamt schlagen elf Podiumsresultate, davon fünf Siege bei 33 Etappensiegen und 31 Führungstagen im Automobil zu Buche. Damit gehört Dirk von Zitzewitz schon heute zu den erfolgreichsten Marathon-Rallye-Beifahrern aller Zeiten.
Die „Dakar“ im TV
Sonntag, 12. Januar 2014
23:00 Uhr Eurosport Rallye Dakar 2014, 07. Etappe, Aufzeichnung vom Tage
Montag, 13. Januar 2014
23:00 Uhr Eurosport Rallye Dakar 2014, 08. Etappe, Aufzeichnung vom Tage
Dienstag, 14. Januar 2014
00:15 Uhr Eurosport2 Rallye Dakar 2014, 08. Etappe, Aufzeichnung vom Tage
23:00 Uhr Eurosport Rallye Dakar 2014, 09. Etappe, Aufzeichnung vom Tage